Am Sonntag, 3. Juli 2022 feierte die Gemeinde Baunatal den Gottesdienst für die Entschlafenen mal nicht wie gewohnt in der Kirche, sondern in freier Natur. Dazu bot die Grillhütte in Melgershausen bei Felsberg den passenden Ort.
Bei strahlendem Sonnenschein versammelten sich die Glaubensgeschwister unter Schatten spendenden Bäumen zum Gottesdienst, den der Vorsteher der Gemeinde, Evangelist Ralf Edinger, feierte. Dem Gottesdienst lag folgendes Bibelwort aus Jesaja 26, 1-3 zugrunde: “Zu der Zeit wird man dies Lied singen im Lande Juda: Wir haben eine feste Stadt, zum Schutze schafft er Mauern und Wehr. Tut auf die Tore, das hineingehe das gerechte Volk, das den Glauben bewahrt! Wer festen Herzens ist, dem bewahrst du Frieden; denn er verlässt sich auf dich.“
Der Vorsteher wies darauf hin, dass der Rahmen des Gottesdienstes zwar außergewöhnlich sei, aber die göttliche Ordnung im Ablauf erhalten bliebe. Der Heilige Geist sei die treibende Kraft auch an dieser Stätte.
Kirche Christi - eine Ort der Geborgenheit
Zu Beginn des Gottesdienstes nahm der Vorsteher Bezug zu den Städten in alter Zeit. Damals waren sie umgeben von Mauern und Wachtürmen zum Schutz der Menschen. So konnten diese in Gemeinschaft und Geborgenheit zusammenleben. Das Leben damals war somit wohlgeordnet. Mit Bezug auf das Bibelwort verglich er die Stadt mit der Kirche Christi. Geborgenheit heiße hier, sich wohlzufühlen, geliebt und angenommen zu sein. Auch die Kirche brauche Schutz. Nicht überall auf dieser Welt könnten Christen ihren Glauben offen leben und würden sogar angegriffen.
Gottes Liebe regiert in der Stadt
So wie es früher oft einen Regenten in einer Stadt gab, so soll Gott in der christlichen Stadt regieren. Das oberste Gesetz sei die Liebe zum Nächsten. Liebe verbinde die Menschen, toleriere und zeige Verständnis. Sie sei die treibende Kraft. Eine Stadt mit solch einem Gesetz habe Anziehungskraft auf Außenstehende.
Bürgerrecht
Wer in einer Stadt leben möchte, müsse das Bürgerrecht erlangen. Das sei in der Kirche Christi nicht anders. Der Glaube an Jesus Christus und die Heilige Wassertaufe berechtige für den Zugang zur Stadt. Dort gebe es auch die Gruppe der Geistgetauften. Sie bereite sich auf die Wiederkunft Jesu vor. So seien die Geistgetauften aufgerufen, all jene Seelen zu finden, die noch in diese Stadt hinein möchten. Das beziehe sich nach unserem Glaubensverständnis nicht nur auf die Lebenden, sondern auch auf jene Seelen, die diese Erde schon verlassen haben. Denn Gott sei der Herr über die Lebenden und die Toten.
Wunsch nach Geborgenheit auch bei Verstorbenen
Dreimal im Jahr feiern wir den Entschlafenen-Gottesdienst. Dabei soll den Verstorbenen die Möglichkeit gegeben werden, sich zu verändern, weil sie vielleicht keine Liebe und keine Geborgenheit erfahren haben, weil sie vielleicht ausgegrenzt oder abgelehnt wurden. Dann solle die Stadt - um bei diesem Bild zu bleiben - eine anziehende Wirkung haben, als ein Ort des Wohlfühlens. Es sei unsere Aufgabe, die verlangenden Seelen abzuholen in diese schöne Stadt, damit sie Gnade empfingen. Wir wollen ihnen Liebe entgegenbringen und sie herzlich willkommen heißen. Das könnten wir aber nur schaffen, wenn wir unseren Glauben leben und ein Vorbild sind.
Ein passender Platz in der Stadt
Mit unserer Einladung wollen wir allen Seelen die Möglichkeit geben, ihren Platz in der Gemeinschaft zu finden, mit uns Gottesdienst zu erleben, Heiliges Abendmahl zu feiern und die Geistestaufe zu empfangen. Sie sollen, so wie in der sichtbaren Gemeinde, sich einbringen dürfen je nach eigener Situation.
Melgershausen- Zwischenstation für Salztransporte
Dann griff der Vorsteher auch den Ort Melgershausen auf. Früher galt er als Zwischenstation für den Salztransport von der Weser bis zum Rhein. Evangelist Edinger verglich unser irdisches Leben auch mit einer Art Zwischenstation. Denn wir hätten den Glauben und die Hoffnung auf ein Wiedersehen bei unserem himmlischen Vater. In Bezug auf das Salz zitierte er das Lied aus dem Chorbuch: “Ihr seid das Salz der Erde“ (vgl. Matthäus 5,13). Es sei eine Aufforderung an uns, im Sinne Jesu zu dienen. Das wiederum stelle den Bezug zum heutigen Gottesdienst her. Wir wollen allen Seelen vorurteilsfrei und neutral gegenübertreten und die Liebe zu Gott bewahren.
Vorbereitung auf das Heilige Abendmahl
Der Vorsteher betonte, dass der Mensch sündhaft ist. Das gelte auch für die Seelen im Jenseits. So wie in einer Stadt immer wieder neu auf die rechte Ordnung und Sauberkeit geachtet werden müsse, so sei es auch im Glaubensleben. Deshalb dürften wir Sündenvergebung erfahren und Heiliges Abendmahl feiern. Diese Angebote stünden auch den verstorbenen Seelen frei, die auf diese Weise Gemeinschaft mit uns haben dürfen. Und dann sei die schöne Stadt gesäubert von allem, was da stört und nicht hineingehört.
Das gesungene Bußlied war die Vorbereitung auf die anschließende Sündenvergebung und das Heilige Abendmahl, welches die versammelte Gemeinde gemeinsam feierte. Im Anschluss wurden die verlangenden Seelen im Gebet eingeladen, an den Geistesgaben teilzuhaben. Der Gottesdienst wurde mit Gebet und Segen beendet.
Gemeinschaft
Nach dem Gottesdienst bestand die Möglichkeit für ein geselliges Beisammensein. Gemeindevorsteher Ralf Edinger hatte weder Kosten noch Mühe gescheut, um der Gemeinde einen Tag des Miteinander zu bereiten, sodass auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kam. Fleißige Helfer hatten ihn dabei tatkräftig unterstützt. Es war ein rundum schöner Tag ganz im Sinne der Gemeinschaft.