In der Neuapostolische Kirche können Frauen künftig ins geistliche Amt ordiniert werden. Das hat der internationale Leiter der Neuapostolischen Kirche, Stammapostel Jean-Luc Schneider, am 20. September 2022 in einer weltweit ausgestrahlten Videoansprache bekannt gegeben.
Schon seit einigen Jahren beraten der Stammapostel und die Bezirksapostel sowie Apostel weltweit die noch offene Frage des Amtsverständnisses, ob auch Frauen in ein geistliches Amt ordiniert werden können. Zuletzt haben die Bezirksapostel darüber auf ihrer Versammlung an Pfingsten 2022 in Argentinien gesprochen – und unter Einbezug aller Apostel weltweit eine Entscheidung getroffen:
Frauen können aufgrund der Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit der Geschlechter Amtsvollmachten aller Amtsstufen empfangen und Leitungsfunktionen auf allen Ebenen übernehmen – von der Gemeindeebene bis hin zur Gesamtkirche. Der entsprechende Amtsauftrag wird überall dort erteilt, wo es von der Gesellschaft und Gemeinde angenommen wird.
Weltweiter Informationsabend
Das Ergebnis des Entscheidungsprozesses stellte Stammapostel Jean-Luc Schneider den neuapostolischen Christen weltweit am 20. September um 19.30 Uhr in einem Informationsabend vor. Die Ausstrahlung erfolgte über das kircheninterne IPTV-Portal und konnte in den Gemeinden sowie zu Hause miterlebt werden. Ab 21 Uhr schaltete die Neuapostolische Kirche International dann die Aufzeichnung für alle auf den Internetseiten und Videoportalen frei.
Grundlage für die Entscheidung
In dem 22-minütigen Informationsabend erläuterte der Stammapostel in aller Kürze die Hintergründe der Entscheidung. Grundlage ist die Erkenntnis aus den Schöpfungsberichten, dass Mann und Frau gleichermaßen als Ebenbild Gottes geschaffen, vom gleichen Wesen und gleicher Würde und in gleicher Weise für die Schöpfung verantwortlich sind. Daraus folgern die Apostel, dass es dem Schöpferwillen nicht widerspricht, Amt und Dienst beiden Geschlechtern anzuvertrauen.
In der Folge schilderte der Stammapostel, dass sich auch aus den biblischen Überlieferungen von Jesus Christus und den Aposteln keine zwingenden Gründe ergeben, die dagegensprechen, dass Frau und Mann vor Gott gleichberechtigt sind. Und in der neuapostolischen Tradition finden sich Berichte von Frauen, die bis in die 50er-Jahre seelsorgerische und karitative Aufgaben wahrnahmen, sodass es auch hier keinen Anlass dafür gibt, Unterschiede zu machen.
Zeit und Gebet
Dabei betonte Stammapostel Schneider: „Gott ist es, der einen Menschen für ein Amt ausersieht.“ Und: „Gaben entwickeln sich aus der Gemeinde für die Gemeinde. Wo die Gaben wahrgenommen werden, da wächst das Bedürfnis, sie in den Dienst Gottes und der Gemeinde zu stellen.“
Aufgabe der Apostel sei es, dieses Wachstum zu erkennen und die Gaben gegebenenfalls in den geistlichen Dienst zu übertragen. „Das braucht Zeit und wird mit viel Gebet begleitet“, so der Stammapostel.
Insbesondere wies Stammapostel Schneider darauf hin, dass Frauen nun nicht ordiniert würden, weil zu wenig Männer als Amtsträger zur Verfügung stünden. „Die getroffene Entscheidung aus dem Apostolat ist Resultat einer umfassenden theologischen und geistlichen Reflexion der Kirche zum Amtsverständnis und keine Reaktion auf gesellschaftlichen Druck.“
Weitere Informationsveranstaltungen
„Mir ist klar, dass ihr noch viele Fragen habt“, schloss der Stammapostel seine Ausführungen. In den Gebietskirchen würden nun in den nächsten Monaten Schulungen für leitende Amtsträger angeboten und Einführungsveranstaltungen für alle Gemeindemitglieder durchgeführt. „Lasst den Verantwortlichen Zeit“, bat der Stammapostel, denn bislang seien nur die Apostel in den Entscheidungsprozess eingebunden gewesen.
Auch in Westdeutschland sind Ämterstunden sowie Gemeindeabende vorgesehen, in denen die theologischen Hintergründe des neuen Amtsverständnisses vertieft werden. Termine werden in den Bezirken und Gemeinden bekannt gegeben. Zudem findet sich auf den Seiten der Neuapostolischen Kirche International umfangreiches Hintergrundmaterial.
Vertrauen in das Apostolat
„Ich kann verstehen, dass es dem einen oder anderen schwerfallen wird, die Neuerung zu akzeptieren“, sagt Bezirksapostel Rainer Storck, Leiter der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland. Diese Veränderung im Amtsverständnis der Kirche sei schon weitreichend.
Dennoch ermuntere er jeden, sich auf das Neue einzulassen und den Aposteln zu vertrauen: „Hilfreich ist dabei das Vertrauen darauf, dass die Entscheidung des Apostolats verantwortungsvoll und unter Führung des Heiligen Geistes getroffen wurde.“ Zudem stelle sich die Frage der Akzeptanz auch bei jedem männlichen Geistlichen.
Offizielle Bekanntmachung
Die offizielle Bekanntmachung der Neuapostolischen Kirche ist auf nak.org zu lesen.
Fragen und Antworten
Diese Entscheidung, dass Frauen künftig in geistliche Ämter ordiniert werden können, stellt viele Folgefragen. Erste Fragen und Antworten wurden bereits zusammengestellt und werden bei Bedarf ergänzt.
Dieser Katalog beschränkt sich auf die globale Grundsatzentscheidung und Fragen mit weltweiter Bedeutung. Darüber hinaus gehende Fragen zur Umsetzung in den einzelnen Gebietskirchen werden von den Verantwortlichen vor Ort geklärt. Die Antworten werden dort erarbeitet und gegeben.
Die Fragen und Antworten von NAK International sind hier nachzulesen.
27. September 2022
Text:
NAK International,
Frank Schuldt
Fotos:
NAK International
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